| In ruhiger Stunde am jungen Abend
Flog ein winziges Wesen mir zu
 Sich wohlig an roter Sonne labend
 Legte es sich auf dem Vordach zur Ruh
 Vorsichtig schlich ich mich auf die Leiter
Und holte es runter als es schlief
 Nun lag es in meiner Hand und schlief weiter
 Es lutschte am Daumen und atmete tief
 Das winzige Ding trug ein Kleidchen aus Leinen
Schimmernde Flügel und schneeweißes Haar
 Ich glaubte, ich hört' es leise weinen
 Möglich, dass es nur Täuschung war
 Behutsam streichelte ich seine Wange
Legte es in mein offenes Buch
 Freute mich seiner und wachte noch lange
 Und deckte es mit einem Taschentuch
 Als ich des Morgens dann erwachte
Saß der Winzling auf meinem Knie
 Staunte und fragte, wie ich das machte
 "Sterbliche schauen mich sonst nie!"
 "Ich seh dich halt, was soll ich sagen"
Erklärte ich dem Winzling nun
 "Doch kleines Wesen, darf ich fragen
 Wer bist du und was willst du tun?"
 "Ich bin ein Freiheitchen, siehst du?"
Sagts und zeigt mir seine Flügel
 "Und eins der letzten noch dazu
 Das letzte ohne Zaum und Zügel!"
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